Helfer auf vier Pfoten
Hunde wirken auf uns Menschen gesundheitsfördernd und heilend, das haben beispielsweise verschiedene Studien der Universität Freiburg belegt. Die Untersuchungen verdeutlichen eindrucksvoll, dass Tiere beim Gesundwerden eine wertvolle Hilfe sind. Im Umgang mit ihnen kann sich bei Kindern der Blutdruck normalisieren, Glückshormone werden produziert und ausgeschüttet, emotionaler Stress und Angstzustände werden abgebaut. Dieser positive Einfluss wird auch in verschiedenen Einrichtungen der PTE genutzt: Beispielsweise kommen die tierischen Begleiter in Lünen, Plauen, Essen und Artern in der Lerntherapie zum Einsatz (nur, wenn betroffene Eltern und Kinder dem vorher zugestimmt haben).
Entspanntes Lernen mit tierischen Begleitern
Die Anwesenheit eines Hundes kann die therapeutischen Ziele auf spezielle Weise unterstützen: Der Hund wirkt als Vermittler zwischen Therapeut*in, Kind und Umgebung. Meist kommt sehr schnell und unverfälscht eine Beziehung zwischen dem Hund und dem Kind zustande. Die Beschäftigung mit dem Tier, das Streicheln, Füttern oder Spielen, berührt die Kinder auf emotionaler Ebene. Körperanspannungen verschwinden, eine ruhige Atmosphäre herrscht und die Lernbereitschaft steigt. Besonders Kinder mit AD(H)S, Depression, Ängstlichkeit, Aggression und mangelnden Selbstwertgefühl können sehr von der Anwesenheit des Hundes profitieren. So erfährt sich das Kind bei der Arbeit mit dem Hund als kompetent und wirksam. Es kann lernen adäquater mit seiner Umwelt und anderen Menschen in Interaktion zu treten. Hyperaktive Kinder sind in der Interaktion mit Hunden deutlich entspannter als im Alltag. Und wenn der Hund mal nicht so gut mitmacht, steht auf einmal nicht mehr das „Menschen-Problem“ im Vordergrund, sondern das Tier!
Weitere Vorteile für Kinder aus der Arbeit mit Hunden sind:
- Verbesserung des Selbstwertgefühls, z.B. durch das Erreichen selbst gesetzter Ziele
- Abbau von Ängsten, nicht nur gegenüber Hunden
- Zulassen von Körpernähe
- Anregen von Kommunikation und Sprache
- Verstehen von non-verbaler Kommunikation
- Selbstmotiviertes Handeln und Lernen
- Emotionale Stabilisierung und Entfaltung
- Impulskontrolle
- Steigerung von Ausdauer und Lernmotivation
- Förderung eines Verantwortungsbewusstseins, durch Rücksichtnahme auf das Tier
- Zurücknehmen eigener Bedürfnisse, Einstellen auf Bedürfnisse anderer
- Regeleinhaltung (Umgangsregeln, Kommandos)
Bemerkenswert ist dabei, dass vor allem jüngere Kinder die Lernerfahrung selbstständig auf schulische oder soziale Situationen übertragen können. Bei Jugendlichen hilft es, anzusprechen, wo genau sie ihre Schwierigkeiten sehen und dann darauf hinzuweisen, dass sie doch eben diese Dinge mit dem Hund sehr gut können. Beispielsweise könnte ein Teenager mit ADHS die Erfahrung „Ich kann mich einfach nicht konzentrieren.“ durch die Arbeit mit dem Hund ersetzten durch „Wenn mich etwas interessiert und mir Spaß macht, kann ich mich sehr gut konzentrieren.“.
Die Wirkung der tierunterstützen Therapie ergibt sich vor allem dadurch, dass die Kinder eine absolute Wertschätzung für die eigene Person erfahren und mit all ihren Schwächen vom Hund akzeptiert werden. Die Hunde nehmen sie so an, wie sie sind.
Hunde bei der PTE
„Wann darf ich wieder zu Freddy zur Lerntherapie?“, fragt Sina aus Plauen ihre Mutter beim Verlassen der PTE Praxis.
Obwohl die Hunde, die in den PTE Einrichtungen „zum Einsatz“ kommen, nicht alle ausgebildete Therapiehunde sind, ist ihr Einfluss nicht zu übersehen: Die meisten Kinder und Jugendlichen freuen sich auf die Hunde und verbinden die Therapiesitzung mit diesem positiven Erlebnis. Sie sind dadurch motiviert, regelmäßig zur Sitzung zu kommen und ihren vierbeinigen Freund wiederzutreffen. Das geht sogar soweit, das zum Beispiel Jan (7 Jahre alt) aus Essen besonders fleißig lernen will, um später Tierarzt zu werden damit er „seine Arya versorgen kann“.
Die Hunde dienen häufig auch als Eisbrecher. Dank ihnen finden Eltern, Lerntherapeut*innen und Kinder immer ein gemeinsames, unverfängliches Gesprächsthema. Während der Therapiestunde bringen die Tiere eine angenehme Unruhe in den Raum – das heißt, dass die Tiere die Laborsituation aufbrechen, indem sie aufstehen und umherlaufen. Außerdem fungieren die Hunde häufig als Tröster. Wenn Kinder sehr traurig sind, setzt sich der Hund neben das Kind und lässt sich streicheln. Dazu berichtet beispielsweise Frau Angerhausen, von der PTE Plauen: „Mein Hund erkennt, wem im Raum es gerade am schlechtesten geht, und setzt sich dann genau neben diese Person.“
Gute Zuhörer sind Hunde außerdem: sie lauschen den Leseversuchen schwacher Schüler*innen geduldig. So werden Hemmungen abgebaut und das Lesen klappt entspannter. Therapiemüde und schwer motivierbare Kinder können sich durch das neue „Medium Hund“ wieder auf Behandlungsinhalte einlassen. Viele von ihnen arbeiten entspannter und konzentrierter und finden dank der tierischen Begleiter die Freude am Lernen wieder.
Die PTE-Hunde: | |
Arya wird im Mai 2023 zwei Jahre alt und unterstützt Frau Schwickrath in der PTE Essen. | |
Bennie ist ein Border Collie und wird im Mai 2023 10 Jahre alt. Zusammen mit seinem Frauchen Frau Skanta von der PTE Artern hat er eine Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam gemacht. | |
Oskar begleitet und unterstützt Ingrid Ahler von der PTE Lünen während der Förderstunden. Auf Wunsch bleibt er auch gerne im Büro. Es gibt auch Räume, die er nicht betritt (was für Allergiker wichtig ist). | |
Seit 10 Jahren unterstütz Beagle Freddy von Ludwig Frau Angerhausen in der PTE Plauen. |