Expertenvortrag zum Thema Ängste und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Als Experte für Entwicklungs- und Schulpsychologie informierte Prof. Dr. Marcus Eckert in seinem Online-Expertenvortrag für die PTE Eltern und Betreuende über die Hintergründe von Ängsten und Depressionen.
Inhalte
Erschreckende Zahlen
Erschreckend hoch ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten – bereits vor der Corona-Pandemie liegt die Zahl von Depressionen und Angststörungen zusammengenommen mit AD(H)S bei ca.15-22% (Quelle: BPtK). Prof. Dr. Marcus Eckert skizzierte Gründe dafür und gab Eltern, Erzieher*innen und Lehrkräften wertvolle Übungen und Anleitungen mit.
Die Teilnehmerzahl mit über 130 Interessierten spiegelt den Bedarf an Hilfestellungen wider, den Erwachsene im Moment haben – ob zuhause oder in der Schule. Eltern, Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiter*innen stellen sich vermehrt Fragen: Wie verhalte ich mich richtig, wenn ein Kind sich zurückzieht, keine Lust auf Aktivitäten hat oder dauerhaft unter schlechter Stimmung leidet? Was ist möglicherweise der Pubertät geschuldet oder wann muss ich Maßnahmen ergreifen? Wann spricht man von einer Depression und wann braucht das Kind Hilfe?
Bewusst den "Scheinwerfer" auf das Positive lenken
Einfühlsam hat Prof. Dr. Eckert die Vielzahl an Fragen der Teilnehmenden beantwortet und erklärt, dass die erste wichtige Möglichkeit ist, den „Scheinwerfer“, also den Blick bewusst auf sich und seine Umgebung zu führen. Wie sehe ich die Welt und wie reagiere ich darauf? Was kommuniziere ich an mein Kind oder auch über mein Kind? Als Beispiel führt er an, dass Kinder während der Corona-Pandemie nicht nur an den gegebenen Umständen gelitten haben, sondern auch an der Art, wie und mit welcher negativen Begrifflichkeit über sie berichtet wurde - auch das hat einen Einfluss auf die Kinder und ihre Selbstwahrnehmung. Mit bewusster Kommunikation kann diese direkt beeinflusst werden, indem der Fokus auf das Positive gelenkt wird. Erwachsene sollten stets den „Scheinwerfer“ auf das Gelingen lenken und die Kinder daran erinnern, was sie alles bereits geschafft haben oder was ihnen bereits gelungen ist. Bezugspersonen können somit auch präventiv die selbstbewusste Entwicklung fördern und depressiven Tendenzen oder Ängsten entgegenwirken.
Angst als Auslöser eines Vermeidungsverhaltens
In Bezug auf Angststörungen bei Kindern hat Herr Prof. Dr. Eckert darauf hingewiesen, dass es hierbei vor allem wichtig ist, eine Vermeidungsstrategie nicht als Lösung zu sehen, also Situationen, die ängstigen, gar nicht erst einzugehen. Dieses Verhalten ist eine natürliche Reaktion des Gehirns, es versucht uns vor schlechten Erfahrungen zu schützen. Eine mögliche Taktik ist hier, die Situation auf einer Angstskala zu bewerten und danach eine ähnliche Situation zu finden, die in etwas abgeschwächter Form der Angstsituation nahekommt. Mit dieser abgeschwächten Variante kann man lernen, dass es doch eine Möglichkeit gibt, seine Angst zu überwinden – die positive Erfahrung kann herbeigeführt und in Erinnerung gehalten werden.
Positive Gedanken und positive Selbstwahrnehmung trainieren
Während des Vortrags hat Herr Prof. Dr. Eckert die Teilnehmenden dazu aufgefordert an eine in der Vergangenheit vermeintlich unüberwindbare Situation zu denken – und in kleinen Gruppen davon zu berichten, wie man diese doch überwinden konnte. Durch solche Übungen können wir uns selbst darauf trainieren, einen Weg zu finden, mit schwierigen Erlebnissen oder Erfahrungen umzugehen. Die Erinnerung an eine solche, bereits erlebte Situation, kann Hilfestellung geben, eine neue schwierige Situation positiv anzugehen.
Auch hilft es, die eigene Stimmung zu verbessern, wenn man Tätigkeiten ausübt, die in der Vergangenheit zu positiven Emotionen geführt haben – als Beispiel das wöchentliche Training oder die Musikstunde. Die Wissenschaft hat gezeigt: Es ist wichtig, Kinder dazu anzuhalten, solche Tätigkeiten auszuüben, auch wenn sie im Moment keine Lust dazu haben. Es ist belegt, dass diese Aktionen mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut zu positiven Emotionen führen.
Fazit
Welche Ängste oder Gemütszustände auch immer ein Kind plagen - Herr Prof Dr. Eckert empfiehlt Bezugspersonen vor allem, die Kinder aufmerksam wahrzunehmen, zu respektieren, da zu sein und das im Idealfall, ohne selbst zu verzweifeln. Sich oder dem Kind psychologische Hilfe zu holen ist absolut legitim – und sollte von der Gesellschaft genauso angesehen werden wie ein Arztbesuch bei einem gebrochenen Arm.
Der Referent
Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Marcus Eckert liegen unter anderem auf den Themen Emotions- und Stressregulation, Selbstregulation und Prokrastination. Eckerts Professur für Psychologie an der APOLLON Hochschule setzt die Schwerpunkte auf Entwicklungs- und Schulpsychologie. Als frisch berufener Professor verantwortet er die Module Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie, Allgemeine Psychologie III / Motivationspsychologie, Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen sowie den HZK Lernpsychologische Grundlagen.
Prof. Dr. Marcus Eckert ist Experte für Entwicklungs- und Schulpsychologie und hat zahlreiche Publikationen zum Thema veröffentlicht. Hier finden Sie Auszüge aus aktuellen Publikationen.
Präsentation zum Download
Hier finden Sie die begleitenden Folien zum Vortrag von Prof. Dr. Marcus Eckert zum Download:
PDF | 4,3 MB | Stand 25.03.2024