Das Halbjahreszeugnis – schlechte Noten?
Viel Aufregung um ein paar Zahlen, die unsere Kinder bewerten sollen. Natürlich – anhand dieser Zahlen erhalten wir einen Leistungsüberblick und können einschätzen, wo schulische Stärken und Schwächen liegen. Doch sind die Noten schlechter als erwartet, sollten wir uns klar machen, was alles nicht in diesem Zeugnis steht:
Zukunftskompetenzen wie Teamfähigkeit, Kreativität, Selbstdisziplin, Zuverlässigkeit oder Kommunikationsfähigkeit. Und das ist nur ein Auszug aus einer Liste zukunftsrelevanter Softskills. Ein Zeugnis sagt nichts über die Persönlichkeit eines Schülers aus, darüber, wie sehr er sich angestrengt hat oder was er alles gelernt hat. Das sollten wir im Hinterkopf behalten und gegebenenfalls an unsere Kinder weitergeben.
Ausnahmezustand durch Corona
Hinzu kommen die aktuellen Herausforderungen unter Pandemiebedingungen: Distanzunterricht und quarantänebedingte Fehlzeiten in den vergangenen Schuljahren haben Spuren hinterlassen. So gaben Lehrkräfte in einer Befragung des deutschen Schulportals der Robert Bosch Stiftung an, dass etwa jede dritte Schülerin und jeder dritte Schüler zu Beginn des Schuljahres 2021/22 deutliche Lernrückstände aufweist. In Schulen, in denen weniger als 25 Prozent der Familien Transferleistungen beziehen, hat ein Viertel der Schülerinnen und Schüler deutliche Lernlücken. Diese Zahlen machen deutlich, dass die Corona-Krise vor allem Schüler trifft, die ohnehin schon unter Schwierigkeiten leiden.
Reicht Nachhilfe oder ist Lerntherapie nötig?
Wissenslücken durch häufige Fehlzeiten und kleinere Defizite können gezielt durch Nachhilfe überwunden werden. Insbesondere auch in Fächern, bei denen das Wissen aufeinander aufbaut, wie in Englisch und Mathematik. Zeigen sich Probleme beim Lern- und Arbeitsverhalten, wie bei der Selbstmotivation oder der Lernorganisation, hilft ein Training dieser Fertigkeiten: Beim Lerncoaching geht es um die Analyse der bisherigen Strategien und der Motivation. Anhand der Ergebnisse werden individuelle Strategien aufgebaut, um weitere Misserfolge zu minimieren. Etwas anderes ist es, wenn Defizite bei den Grundfähigkeiten, wie dem Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen, sichtbar werden. Eltern, Lehrer und vor allem das Kind und die Mitschüler bemerken das Versagen. Das Kind reagiert darauf mit Verhaltensweisen, die das Lernen und sein soziales Gefüge beeinflussen. Durch die ständig fehlende Anerkennung gerät das Kind in eine Außenseiterposition und durch die immer größer werdenden Lücken entwickeln sich Schulangst, Vermeidungsverhalten und die Angst vor Misserfolgen. Um diesen „Teufelskreis“ zu durchbrechen, sind wirksame Maßnahmen erforderlich: Mit einer gezielten und individuell angepassten Lerntherapie können betroffenen Kindern Lernstrategien vermittelt werden, mit denen sie langfristig ihren schulischen Schwierigkeiten entgegenwirken und diese ausgleichen können.
Quellenangaben
1) deutsches-schulportal.de/unterricht/umfrage-deutsches-schulbarometer
2) BMFSFJ – Familie heute. Daten. Fakten. Trends. Familienreport 2020