Selbstständiges Lernen
Altersgerechtes und selbstständiges Lernen ist für Kinder von großer Bedeutung, um ihren Bildungserfolg und ihre Weiterentwicklung sicherzustellen. Es hilft ihnen, selbstbewusster, verantwortungsbewusster und kreativer zu werden und stärkt ihre Fähigkeiten, Probleme zu lösen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Die Rolle der Eltern bei diesem Prozess ist jedoch kontrovers: Inwieweit sollten sich Eltern einmischen und ihr Kind unterstützen und bis zu welchem Grad sind Freiräume sinnvoll?
Altersgerechtes Lernen
Während sich in den ersten Lebensjahren das Lernen auf die Förderung der Sinne und die Entwicklung der motorischen und sprachlichen Fähigkeiten konzentriert, beginnt mit der Grundschule das gezielte Lernen: Lesen, Schreiben und Mathematik in einer neuen Lernumgebung. Während der Coronapandemie sind viele Eltern unfreiwillig zu Hilfslehrkräften geworden. Doch wer zu viel Hilfe beim Lernen bekommt, wird es schwer haben, später eigenständig arbeiten zu können. Und nur die eigenständigen, selbst erarbeiteten Erfolge motivieren zu weiteren Leistungen.
Die Rolle der Eltern
Für viele Eltern ist es schwierig, sich im Hintergrund zu halten, wenn ihre Kinder vor großen Herausforderungen stehen. Sie möchten sich aktiv beteiligen, um ihr Kind zu unterstützen. Doch im Hintergrund zu bleiben, heißt nicht, sich komplett aus dem Geschehen herauszuhalten. Eltern können einen Rahmen gestalten, in welchem die Kinder lernen, selbstständig zu lernen: Sie können ermutigen, Freiräume schaffen, Vertrauen schenken und bei Bedarf Feedback geben. Sie können eine positive Lernumgebung kreieren, den Zugang zu Lernmaterialien wie Büchern, Informationsquellen und neuen Medien bieten und selbst eine positive Haltung gegenüber dem selbstständigen Lernen einnehmen. Wichtig ist es auch, genug Zeit für das Lernen zu geben. Termine sollten im Notfall abgesagt oder umgeplant werden, sodass das Kind erfährt, dass die Arbeit für die Schule oberste Priorität hat. Erzielte Erfolge dürfen anschließend gebührend gewürdigt werden. Dabei sollten vor allem die Anstrengung und die Ausdauer beachtet werden, denn das sind Dinge, die jedes Kind beeinflussen kann. So lernen Kinder, dass nicht nur das korrekte Ergebnis zählt, sondern auch die Bereitschaft sich anzustrengen belohnt wird. Damit hängt auch der Umgang mit Fehlern zusammen. Diese sollten nicht kritisiert werden, sonst wächst die Frustration schnell. Besser ist es, aufmunternde Worte zu finden wie „Das schauen wir uns einfach noch einmal ganz in Ruhe an“ und dem Kind zu vermitteln, dass Fehler zum Lernen dazugehören, denn: Aus Fehlern kann man nur lernen.
Über- oder unterfordert?
Natürlich ist neben all der Selbstständigkeit darauf zu achten, die Kinder nicht zu überfordern. Es ist ein schmaler Grat, denn während eine angemessene Herausforderung motiviert, kann eine Überforderung zu Frust und Stress führen. Es ist wichtig, dass Zeit bleibt, um zu spielen und sich frei zu beschäftigen. Dabei braucht jedes Kind ein individuelles Maß an Herausforderungen, welches man als Elternteil durch Ausprobieren ermitteln kann:
Bittet das Kind um Hilfe, so soll es zunächst formulieren, wo genau das Problem liegt. Es soll zeigen, was es schon selbst versucht hat und wo es an seine Grenzen stieß. Oft liegt in der Erklärung schon der Schlüssel zur Antwort und die Eltern müssen kaum eingreifen. Dadurch hat das Kind zu Recht das Gefühl, die Aufgabe selbst gelöst zu haben – und das motiviert! Führt dieser Weg nicht zur Lösung, so kann nun gemeinsam an der Aufgabe gearbeitet werden. Dabei ist es sinnvoll, so wenig wie möglich vorzugeben, damit das Kind seine Lernkompetenz nach und nach aufbauen kann und erfährt, wie es sich selbst helfen kann. Denn das Ziel der Erziehung zur Selbstständigkeit sollte sein, dass die Erziehenden sich selbst überflüssig machen sowie Kinder und Jugendlich zu mündigen und selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen zu lassen.