Musik und Lernen
In fast jeder Kultur auf der Welt gibt es Musik, sie begleitet uns Menschen bereits seit tausenden von Jahren und verbindet Menschen und Kulturen auf der ganzen Welt. Aus unserem Alltag ist Musik mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Viele Kinder und auch Jugendliche singen gerne oder lernen in ihrer Freizeit ein Instrument. Oft hören sie auch das aktuelle Lieblingslied am laufenden Band. Nicht selten kommt es dann zum Beispiel beim Hausaufgaben machen zu Diskussionen mit den Eltern: Bleibt die Musik beim Lernen an? Oder brauchen Kinder absolute Stille, um sich richtig konzentrieren zu können?
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Konzentration steigern
Ob Musik uns dabei hilft uns zu konzentrieren oder uns ablenkt –jeder Mensch empfindet das unterschiedlich. Fakt ist jedoch, und das wurde in verschiedenen Studien belegt, das Kinder und Jugendliche mit ADHS oder ADS, sich oft mit Hintergrundgeräuschen, wie zum Beispiel Musik, besser konzentrieren können. Die Musik aktiviert eine spezielle Region, die für das Lösen komplexer Probleme zuständig ist. Gleichzeitig wird das Gefühl der Langeweile reduziert und der Fokus verbessert. Das klappt nicht nur bei spezieller “Konzentrationsmusik”, sondern auch beim Abspielen der Lieblingsmusik. Welche Art von Musik am besten beim Lernen funktioniert, ist dabei individuell verschieden. Die Autoren Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler weisen darauf hin, dass meist Gesang in der Muttersprache, insbesondere Rap oder Hip Hop, eher problematisch sind und zum Zuhören verführen. Sie empfehlen deshalb einen Beobachtungsbogen anzulegen, in dem mit verschiedenen Musikgenres zum Beispiel beim Lesen experimentiert wird – im Anschluss können Eltern das Kind nach dem Inhalt des Gelesenen befragen und nach der eigenen Einschätzung. So lässt sich die ideale, eigene “Konzentrationsmusik” ermitteln.
Auch das Musizieren hat einen positiven Einfluss auf Menschen mit AD(H)S: In einer Studie mit Erwachsenen mit AD(H)S, die regelmäßig an einem Instrumentaltraining teilgenommen haben, konnten signifikante Verbesserungen bei kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und exekutiven Funktionen, wie verbesserter Planung von Aufgaben festgestellt werden.
Eigene Fähigkeiten verbessern
Musik hören und machen hat nicht nur einen besonderen Einfluss auf Menschen mit AD(H)S – sondern auf uns alle. Als außerschulische Aktiviät hat Musik die “besten Auswirkungen auf die Lernleistung”, noch vor Sport und der Teilnahme an sozialen Projekten. In ver-schiedenen Studien wurde belegt, dass sich die Lernmotivation, aber auch das Sozialverhalten von Kindern und Jugendlichen mit regelmäßigem Musikunterricht verbesserte. Der Einfluss von Musik auf die Entwicklung des Gehirns und seine Fähigkeiten ist immer wieder Forschungsgegenstand und zeigt dabei, wie positiv Musik auf uns Menschen wirkt.
Musikalische Aktivitäten wie das Spielen eines Instruments oder das Singen können zur Verbesserung der Aufmerksamkeit, des (Sprach-) Gedächtnisses, der Problemlösung und der kreativen Denkfähigkeiten beitragen.
Klassische Musiker können auch visuelle Formen besser im Gedächtnis behalten. Zurückgeführt wird das auf auf den Übungseffekt durch das regelmäßige Lesen komplizierter Notenschriften. Auch auf die kindliche Entwicklung des Gehirns hat das musikalische Üben einen großen Einfluss, da durch das Training beim Auswendiglernen, Notenlesen, Akkorde merken, wichtige Strukturen im Gehirn aufgebaut werden. Das Spielen von Instrumenten unterstützt im Gehirn “dessen Fähigkeit, sich ständig neu anzupassen, zu optimieren, neue neuronale Verknüpfungen zu schließen und Neues zu lernen.”
Persönlichkeit stärken
Indirekt hat das eigene Musizieren auch großen Einfluss auf die Ent-wicklung der Persönlichkeit. Die groß angelegte Studie der Bertelsmann Stiftung von 2017 basiert auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) und befragte über 6.000 Jugendliche in Deutschland. Wesentliche Erkenntnisse waren dabei, dass musikalische Aktivität der Kinder und Jugendlichen das schulische Engagement fördert: Jugendliche, die aktiv musizieren (z. B. in einem Chor, Orchester oder in einer Band), zeigen ein höheres Maß an schulischer Motivation und Selbstdisziplin. Das Musik machen stärkt zudem Persönlichkeits-merkmale wie Offenheit sowie die emotionale Stabilität der Schülerinnen und Schüler.
Freude und Entspannung
Neben allen positiven Auswirkungen auf das Gehirn und das Gedächtnis hat Musik, sowie das Singen und Musizieren, noch einen weiteren Vorteil. Es macht Freude, hebt die Stimmung und baut Stress ab. Unser emotionales Wohlbefinden wird gefördert, Ängste werden reduziert und dadurch auch die Neigung zu psychischen Erkrankungen.
Quellen
1) Grolimund, Rietzler: Erfolgreich lernen mit ADHS und ADS. Der praktische Ratgeber für Eltern, Bern 2023, S.65, ebd, S. 68
3) medizindoc.de/instrumentales-musiktraining-steigert-die-kognitive-leistung-bei-erwachsenen-mit-adhs/
4) Claudia und David Arp, Pubertät in Sicht, Gießen 2017, S. 152
5) bundestag.de/resource/blob/412142/09914ea6936cf67d170265dae087cb2d/wd-9-060-07-pdf-data.pdf
6) power-child.de/musik-kognitive-entwicklung/
7) scilogs.spektrum.de/hirn-und-weg/durchs-musik-machen-zum-superhirn-wie-das-musizieren-unser-gehirn-beeinflusst/#:~:text=Neben%20dem%20Verbessern%20aktiver%20Lernstrategien%20durch%20intensives%20musikalisches,neuronale%20Verkn%C3%BCpfungen%20zu%20schlie%C3%9Fen%20und%20Neues%20zu%20lernen.
8) bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Musikalische_Bildung/MuBi_Studie_Jugend-und-Musik_final_2017.pdf