Auf Leistungsstärke setzen oder Stärken fördern?
Professor Dr. Trautwein untersucht seit vielen Jahren die Motivationsentwicklung von Kindern und Jugendlichen in der Schule. Seine Forschung zeigt, dass die Klassenzusammensetzung, aber auch die Lehrkräfte und das familiäre Umfeld einen wichtigen Einfluss auf die Motivation und Anstrengungsbereitschaft haben.
PTE: Ist es eigentlich für Kinder und Jugendliche förderlich, wenn sie viele leistungsstarke Klassenkamerad*innen und haben?
Prof. Dr. Trautwein: Schülerinnen und Schüler profitieren insgesamt davon, wenn in ihrer Klasse ein Klima von Leistungsbereitschaft und gegenseitiger Unterstützung herrscht. Auch Lehrkräfte sollten eine hohe Leistungsorientierung bei gleichzeitig hoher Unterstützungsbereitschaft signalisieren: „Ich weiß, dass du eine Menge lernen kannst, und wir werden alle gemeinsam dafür sorgen, dass uns dies in dieser Klasse gelingt.“
PTE: aber leistungsstarke Mitschüler*innen können laut Ihrer Forschung auch Nachteile mit sich bringen, weil sie das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit absenken.
Prof. Dr. Trautwein: In der Tat finden sich dafür in der Forschung Belege: Von zwei Schülern, deren schulische Leistung identisch ist, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit derjenige ein niedrigeres
Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit aufbauen, der mehr leistungsstarke Klassenkamerad*innnen hat. Man nennt das in der Wissenschaft den „Kontrasteffekt“. Und der Kontrasteffekt kann leider auch ziemlich negative Auswirkungen auf das schulische Interesse und die Anstrengungsbereitschaft haben.
PTE: Das widerspricht der Intuition vieler Eltern, die ihre Kinder gern auf besonders leistungsstarken Schulen anmelden.
Prof. Dr. Trautwein: Viele Kinder profitieren ja auch von dem entsprechenden Umfeld. Anderen fällt es schwerer. Lassen Sie es mich mit einem Vergleich aus dem Fußball sagen: Viele Spieler fühlen sich wohler, wenn sie in der zweiten Liga auf dem Platz stehen, als wenn sie in der ersten auf der Ersatzbank sitzen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Vertrauen der Schüler*innen in die eigene Leistungsfähigkeit eine zentrale Rolle für den schulischen Erfolg spielt und daher sorgsam behandelt werden muss. Es ist sicherzustellen, dass das Selbstvertrauen nicht unter dem Leistungsvergleich leidet oder gar in die Brüche geht. Das ist primär eine Aufgabe der Schule, aber auch der Eltern und ggf. außerunterrichtliche Lernhilfen. Neben der Förderung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit geht es darum, den Schülerinnen und Schülern auf gut begreifbare
Art und Weise zu zeigen, dass sich der Einsatz von Anstrengung lohnt:
Selbst wenn andere (noch) besser sind, so lerne ich doch immer etwas dazu, wenn ich mich bemüht habe. Diese Überzeugung führt dann dazu, dass das Lernen beim nächsten Mal weniger schwerfällt. Anzumerken ist auch die Erkenntnis, dass Überschätzung zwar einen kleinen, aber dennoch signifikanten Effekt auf Leistungszuwächse hat.
Auch wenn die schulische Leistungsbewertung Form von Noten und die Vergabe von Schulempfehlungen oft als zu einseitig kritisiert wird, spielt sie doch hierzulande noch immer eine entscheidende Rolle für den weiteren Bildungsverlauf und die langfristigen Aufstiegschancen von Kindern und Jugendlichen.
Wir bei der PTE bieten professionelle Hilfe:
Unser Lerncoaching bringt die Motivation am Lernen zurück und entlastet nicht nur Ihre Kinder, sondern auch Sie selbst. Das PTE-Lerncoaching ist eine individuelle Förderung und basiert auf der langjährigen Erfahrung sowie den wissenschaftlich fundierten Methoden der PTE. Hierbei wird das gesamte Umfeld (Schule, soziales Umfeld etc.) individuell einbezogen.
Sollten allerdings gravierende Lernprobleme bestehen und hat Ihr Kind bereits in den Grundlagen vom Lesen, Schreiben und Rechen große Lücken, so ist hier eventuell eine Lerntherapie angeraten.
Professor Ulrich Trautwein
Professor Ulrich Trautwein ist Diplom-Psychologe und Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Tübingen mit dem Schwerpunkt bei der Empirischen Bildungsforschung. Er hat mehrjährige Forschungserfahrung in nationalen und internationalen Institutionen und Kontexten erworben, unter anderem als Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet.