
Stillsitzen war gestern! Besser lernen durch Bewegung
Kinder erkunden ihre Welt von Anfang an über Bewegung. Sie lernen durch unterschiedliche Sinneseindrücke. Je mehr Sinne angesprochen werden, desto größer ist der Lernerfolg (deutsches-schulportal.de). Natürlich ist es in der Schule nicht möglich, Sinne wie Riechen und Schmecken ständig anzusprechen, doch viele Lerninhalte lassen sich über Bewegung erarbeiten.
Inhalte
Bewegung – ein Grundbedürfnis
Sitzen gilt als ungesündeste Körperhaltung überhaupt, doch im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche 10,5 Stunden am Tag im Sitzen (Institut für Sport und Sportwissenschaften Uni Heidelberg Umfrage). Hinzu kommt, dass die Stühle oft nicht an die unterschiedlichen Körpergrößen der Kinder angepasst werden, was die Belastung für Rücken und Muskulatur noch erhöht. Fragt man bei den Schulkindern nach, so würden mehr als die Hälfte lieber in einer anderen Position lernen. Stehend, gehend oder liegend beispielsweise. Die individuelle Wahl der Lernposition ist sehr motivationsfördernd und kann damit auch zu besseren Lernergebnissen führen. Ebenso das bewegte Lernen: Durch die Bewegung wird der Körper besser durchblutet, Lernprozesse wie Informationsverarbeitung laufen dynamischer ab, die Bewegung unterstützt die Vernetzung der Gehirnzellen und somit nehmen Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration zu. Und der Schulstress nimmt ab. Grund genug, es auszuprobieren – auch in der Schule!
Bewegung gleich Unruhe?
Die Scheu vor Unruhe im Unterricht ist berechtigt. Wenn bewegtes Lernen oder Bewegungspausen neu sind, sind natürlich alle am Anfang aufgeregt. Da kann es in der Tat lauter und unruhiger werden. Aber das legt sich gewöhnlich nach einer gewissen Zeit, wenn die Bewegungspause zum Ritual geworden ist. Dann gibt es auch keine zusätzliche Unruhe mehr. Im Gegenteil: Wenn Schülerinnen und Schüler wissen, dass es regelmäßig Zeit für Auflockerungen gibt, sind sie in der restlichen Zeit konzentrierter und ruhiger.
Selbst spüren, was guttut
Welche Art der Bewegung zu welcher Person passt und in welcher
Intensität, ist ganz unterschiedlich. Ziel einer Bewegungspause sollte
daher auch sein, selbst herauszufinden, was guttut. Einen großen Raum
sollten Lockerungs-Übungen einnehmen, die nach längerem Stillsitzen
möglichst alle Körperteile entlasten. Einfach kräftig ausschütteln, das
macht oft auch den Kopf wieder frei.
Bewegungsdrang bei ADHS
ADHS-betroffene Kinder und Jugendliche sind andauernd in Bewegung. Beim Lernen rutschen sie unruhig auf ihrem Stuhl herum, zucken mit den Beinen, klopfen mit den Fingern auf den Tisch oder greifen ständig nach herumliegenden Materialien.
Wenn hohe Anforderung an das Arbeitsgedächtnis gestellt werden, also z. B. bei den Schulaufgaben, in Prüfungen oder beim Lernen zuhause, nimmt der Bewegungsdrang noch zu. Sowohl bei Kindern mit ADHS, als auch bei Kindern ohne ADHS (Rapport und Kollegen, 2009).
Die Psychologin und Expertin für ADHS, Stefanie Rietzler schreibt auf ihrer Webseite dazu:
„Verschiedene Forscher gehen davon aus, dass der enorm gesteigerte Bewegungsdrang ADHS-Betroffener in Leistungssituationen eine hilfreiche Kompensationsstrategie sein könnte: Demnach stimulieren sich ADHS-Betroffene durch die exzessive Bewegung, um der Unteraktivierung im präfrontalen Kortex entgegenzuwirken und dadurch ein optimales Erregungsniveau für die Aufgabenbearbeitung zu erreichen (z.B. Dickstein und Kollegen, 2006; El-Sayed und Kollegen, 2002; Mann und Kollegen, 1992; Rapport und Kollegen, 2001, 2008; 2009; Zentall, 2005).“
Das heißt also: In Bewegung kann das Gehirn besser arbeiten – und ADHS-Betroffene optimieren durch die Bewegung ihr Leistungsniveau!
PTE-erprobte Übungen für bewegtes Lernen
Durch jahrelange Erfahrung stellten die PTE-Therapeuten fest, dass schon kleine, spielerische Bewegungsübungen helfen, die Konzentration zu fördern und die Gehirnzellen neu zu aktivieren.
Hier ihre sechs Favoriten:
1) Hände zusammenfalten, fest gegeneinanderdrücken und bis fünf zählen, dabei atmen und dann versuchen, die Hände auseinanderzuziehen. Die Hände sind nun aber wie verklebt. Nochmals bis fünf zählen. Dann hört die Klebekraft auf und man kann die Hände wieder gut auseinander nehmen.
2) Beide Arme an einen Türrahmen oder eine Wand pressen, sodass die Handflächen nach innen zeigen. Nach 30 Sekunden aus dem Türrahmen treten. Nun werden die Arme von ganz alleine nach oben schweben.
3) Kleine Minuten-Übungen, die auf dem Prinzip der „Progressiven Muskelentspannung“ nach Jacobson basieren: Ich fühle mich wie ein Stein, schwer und fest / Ich fühle mich wie eine Feder, locker und leicht / Ich bin ein Gorilla, brülle und klopfe mir auf die Brust / Ich bin total schlapp, alles hängt / Ich bin ein Gorilla und stark und kräftig.
4) Kleine Sportübungen ausführen, wie z. B. Hampelmann machen, balancieren auf einem Bein, Lieder mit Bewegungselementen hören/mitmachen oder Treppe steigen.
5) Zu den kreativen Methoden gehören Mandalas malen oder Musik hören und mitsingen.
6) Warme Hände bringen Entspannung: Das Kind reibt schnell die Hände
aneinander, legt sie sich anschließend auf die Augen und nimmt bewusst
die Wärme wahr.