
Auffälliges Verhalten verstehen – und wirksam handeln!
Auffälliges Verhalten von Schülerinnen und Schülern wird unterschieden in externalisierende Verhaltensweisen (schlagen, schreien, beleidigen oder Einsatz einer Waffe) und internalisierende Verhaltensweisen (sozialer Rückzug, nicht sprechen, Antriebslosigkeit, sich abwerten, ritzen), wobei im Vortrag in erster Linie das auffällige Verhalten gegenüber den Mitmenschen betrachtet wurde.
Auffälliges Verhalten verstehen …
Alle externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten dienen meist, wie Frau Prof. Dr. Becker betont, der Reduktion von Ängsten und stehen im Dienst der Abwehr. Sie sind daher immer eine Antwort auf die soziale Lebenslage des Kindes. Unbewusst werden Szenen aus dem Elternhaus auf die aktuelle Situation übertragen und führen dann zu auffälligem Verhalten oder Konflikten.
Zum besseren Verständnis folgt ein Fallbeispiel zum szenischen Verstehen:
(Quelle: Ulrike Becker, Helga Breuninger: Cuts zur Deeskalation von Konflikten in der Schule. In: Lehren & Lernen, Heft 1, 2024, S. 10)



Oft kann das Verhalten des Kindes oder Jugendlichen erst richtig verstanden werden, wenn ein Austausch zwischen allen Beteiligten wie den unterschiedlichen Fachlehrerinnen und -lehrern, Eltern oder weiteren Fachkräften wie der Jugendhilfe oder Therapeutinnen und Therapeuten stattfindet. Frau Prof. Dr. Becker macht darauf aufmerksam, dass schon allein dieser Austausch, das Verhalten in manchen Fällen bereits überflüssig macht und dadurch reduziert.
… und lösungsorientiert handeln
Die unmittelbare Lösung, um das auffällige Verhalten zu reduzieren, ist die Veränderung von Nähe und Distanz zwischen den Beteiligten. Hier helfen die sogenannten „Cuts“, um die Situation überraschend zu unterbrechen und die schwierige Lage zu beenden. Alle 10 von der Referentin entwickelten „Cuts“ mit Videosequenzen finden Sie in Frau Prof. Dr. Beckers Buch „Auffälliges Verhalten in der Schule“.

Link zum Verlag: Auffälliges Verhalten in der Schule
Zusätzlich gibt es für den Unterricht erfolgreich erprobte Methoden, um Kinder mit auffälligem Verhalten inklusiv zu fördern. Das Projekt „Übergang“ wurde bereits mehrfach durchgeführt und beinhaltet neben temporären Lerngruppen, eigenen Schülerbüros und einer umfassenden Elternberatung den steten Austausch zwischen dem multiprofessionellen Team aus Sonder-, Schul- , sowie Sozialpädagogen und weiteren Fachkräften wie z.B. Lerntherapeuten. Mit Hilfe dieser Methoden konnten Grundschulkinder trotz der Prognose „unbeschulbar“ an ihrer Schule verbleiben, ihre Schulleistungen verbessern und die Zufriedenheit im Klassenverband und unter den Lehrkräften steigern.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie u.a. hier:
Jakob gehört jetzt dazu! - "Schwierige" Schüler erfolgreich inklusiv unterrichten: Das Projekt "Übergang"
Über die Referentin

Prof. Dr. Ulrike Becker ist Professorin an der Universität Potsdam, Sonderschullehrerin und Diplom-Pädagogin, sowie ehemalige Schulleiterin. Aktuell ist sie im Hauptberuf Grundsatzreferentin der Berliner Grundschule.