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Von Konzentrationskillern und Konzentrationsförderern

Kinder mit mangelnder Konzentration wirken ungeduldig und unruhig. Sei es bei den Hausaufgaben oder in der Schule. Immer häufiger wird von Eltern und Lehrern die Beobachtung gemacht, dass Kinder im Allgemeinen mehr Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren. Während Eltern möchten, dass sich Kinder konzentrieren, sind Kinder überfordert von Inhalten und Zeiten. Wie kann man helfen? Erklärungs- und Hilfeansätze finden sich im nachfolgenden Artikel.

Konzentrationsfähigkeit wird oft überschätzt

Kinder können sich bereits von klein auf konzentrieren. Diese Konzentrationsfähigkeit ist jedoch auf kurze Zeitspannen begrenzt und steigert sich mit jedem Lebensjahr. Dennoch wird die Dauer der Konzentrationsfähigkeit oft völlig überschätzt und Hausaufgaben werden ohne Pause bis zu mehreren Stunden fortgesetzt.

Unsere Gehirnzellen sind in ihrer Arbeitsweise den Muskelzellen ähnlich: Ist die Energie in den Zellen verbraucht, muss diese erst während einer Pause aufgefüllt werden und danach kann die Konzentration wieder neu genutzt werden. Wird jedoch zwischen den Konzentrationsphasen keine Pause eingelegt, sinkt die Konzentration und kann nur schwer wieder aufgebaut werden.

Multitasking und Konzentration

Jede Sekunde erreichen viele Informationseinheiten den Hippocampus, die Schalt- und Speicherzentrale des Gehirns. Dort muss blitzschnell entschieden werden, welche Information so wichtig ist, dass sie gespeichert wird und welche Information ungespeichert vergessen werden kann (G. W. Lauth, Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration, 2014). Dieser Entscheidungsprozess ist sehr störanfällig und es kann zu einer fehlerhaften Informationseinstufung kommen.

Es gibt verschiedene Faktoren, die den Vorgang beeinflussen können, zum Beispiel Über- oder Unterforderung oder auch Müdigkeit. Aber auch eine Fehlentscheidung über die „spannendere Information“, zum Beispiel für das Smartphone oder Fernsehen und gegen die Inhalte der Hausaufgaben. Allein das ausgeschaltete Smartphone in Sichtweite lenkt bereits ab und richtet, laut einer Studie von Ward et al. (2017), die Aufmerksamkeit weg von der Aufgabe. In der Klasse können so auch die Informationen in Schulfächern zugunsten der Gespräche der Sitznachbarn als uninteressant eingestuft werden. Das bedeutet, dass Multitasking nicht möglich ist, da es eine Überforderung für die Schalt- und Speicherzentrale darstellt, da immer nur eine Aufgabe zur gleichen Zeit bearbeitet werden kann und das Umschalten vergleichsweise mehr von der Konzentrationsleistung kostet, so D. Levitin (the organized mind, 2015).

Zeiteinteilung: Lernen/Hausaufgaben/Freizeit

Gerade Kinder und Jugendliche benötigen aus den oben genannten Gründen Hilfe bei der Einteilung des Tages. Oft hilft eine genauere Strukturierung mit Pausenplanung, um Stress bei den Hausaufgaben zu vermeiden. Individuell muss dabei ein Zeitpunkt für die Erledigung der Hausaufgaben festgelegt werden. Das kann bei einem Schüler direkt nach dem Mittagessen sein, bei dem anderen erst nach einer kurzen Pause. Idealerweise sollte der Zeitpunkt der Hausaufgaben mit dem Kind zusammen festgelegt werden, um das Verständnis und die Motivation zu steigern (J. Klein und D. Träbert, Wenn es mit dem Lernen nicht so klappt, 2009). Ziel ist es, dass die Schüler und Schülerinnen die Planung für die Erledigung ihrer Hausaufgaben sowie die Vorbereitung / das Lernen auf Klassenarbeiten selbstständig planen und erledigen können.

Konzentration fördern

Die Fähigkeit, sich bewusst über einen längeren Zeitraum auf eine eher ungeliebte Aufgabe zu konzentrieren, muss sich erst entwickeln. Diese liegt bei jüngeren Kindern bei fünf bis sieben Minuten und ist damit noch nicht so ausgereift wie bei Kindern, die älter als zwölf Jahre sind und sich schon 25 Minuten konzentrieren können. Sie steigert sich also altersentsprechend. Ein wichtiger Aspekt, um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, ist das richtige Loben, wenn Kinder sich anstrengen und bemühen. Oft können Kinder und Jugendliche nicht alle Aufgaben richtig lösen, verlieren den Mut oder suchen sich einen Ersatz zum Lernen. Das konzentrierte Arbeiten ist dann unterbrochen und es bedarf noch größerer Anstrengung, es wieder aufzunehmen (Stangl, W. 2018, Konzentrationsspanne. Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 2018; www.http://lexikon.stangl.eu/6553/konzentrationsspanne/).

Es ist eine große Anstrengung von Seiten der Kinder und Jugendlichen gefragt, um uninteressante oder mit Misserfolg besetzte Aufgaben zu lösen. Wenn aber die Anstrengungsbereitschaft durch Loben verstärkt wird, so Jansen und Streit (Positiv lernen, 2006), dann entwickeln die Kinder und Jugendlichen damit eine Fähigkeit, sich anzustrengen und zu konzentrieren, die sich nicht nur auf den schulischen Bereich auswirkt.

Spielerische Tipps zur Förderung von Konzentration

Zahlreiche Spiele helfen, die Konzentration in jeder Altersgruppe zu fördern: Make´n Break, Tick Tack Bum, Differix, Halligalli, Spitz pass auf, Speed, Set, Labyrinth, Take it easy, Gruselino, Uno, Carcasonne, Ativity, Memory, Confusion, Monopoly, Risiko, Hexentanz, Sagaland, Elfenland, Keltis, Scotland Yard, Schach, Da Vinci Code, Rush hour, Schickimicki, Simon Tricks u. v. m.

Sechs Konzentrationsübungen

Es ist erwiesen, dass schon kleine, vielfach spielerische Übungen helfen, die Gehirnzellen zu aktivieren und die Konzentrationsspanne von vorne beginnen zu lassen. Dabei helfen verschiedene sportliche, kreative oder entspannende Übungen.

Da nicht jede Übung zu jedem Kind passt, sollten immer mehrere Methoden angeboten werden. So können Kinder und Jugendliche selbst herausfinden, was ihnen liegt. Aber auch hier gilt: Übung macht den Meister! Denn je mehr man diese Übungen trainiert, desto schneller und effektiver funktionieren sie!

Verschiedene Übungen können helfen, kleine Zappelphilippe wieder zur Ruhe zu bringen. Die Therapeuten der PTE haben viele Übungen gesammelt und stellen Ihnen nachfolgend die besten sechs daraus vor.

1) Hände zusammenfalten, fest gegeneinanderdrücken und bis fünf zählen, dabei atmen und dann versuchen, die Hände auseinanderzuziehen. Die Hände sind nun aber wie verklebt. Nochmals bis fünf zählen. Dann hört die Klebekraft auf und man kann die Hände wieder gut auseinander nehmen.

2) Beide Arme an einen Türrahmen oder eine Wand pressen, sodass die Handflächen nach innen zeigen. Nach 30 Sekunden aus dem Türrahmen treten. Nun werden die Arme von ganz alleine nach oben schweben.

3) Kleine Minuten-Übungen, die auf dem Prinzip der „Progressiven Muskelentspannung“ nach Jacobson basieren: Ich fühle mich wie ein Stein, schwer und fest / Ich fühle mich wie eine Feder, locker und leicht / Ich bin ein Gorilla, brülle und klopfe mir auf die Brust / Ich bin total schlapp, alles hängt / Ich bin ein Gorilla und stark und kräftig.

4) Kleine Sportübungen ausführen, wie z. B. Hampelmann machen, balancieren auf einem Bein, Lieder mit Bewegungselementen hören/mitmachen oder Treppe steigen.

5) Zu den kreativen Methoden gehören Mandalas malen oder Musik hören und mitsingen.

6) Warme Hände bringen Entspannung: Das Kind reibt schnell die Hände aneinander, legt sie sich anschließend auf die Augen und nimmt bewusst die Wärme wahr.

Buchtipps

„Klimazone Klassenzimmer“ von Danie Beaulieu

„Marburger Konzentrationstraining (MKT) für Schulkinder“ von Krowatschek/Reid.

Weitere Quellenhinweise:

Stangl, W. , 2018, Konzentrationsspanne, Lexikon für Psychologie und Pädagogik

www.http://lexikon.stangl.eu/6553/konzentrationsspanne/

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