Große Herausforderungen für Lehrkräfte
Disziplinprobleme, fehlende Motivation oder Gewalt – auffälliges Verhalten von Schülerinnen und Schülern wird von den Lehrkräften am häufigsten als aktuell größte Herausforderung genannt. Das zeigt das im September 2023 veröffentlichte Deutsche Schulbarometer im Auftrag der Robert Bosch Stiftung.
Inhalte
Die wichtigsten Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers
Das Deutsche Schulbarometer ist eine repräsentative Befragung von Lehrerinnen und Lehrern allgemeinbildender und berufsbildender Schulen, welche im Juni 2023 vom Umfrageinstitut Forsa durchgeführt wurde.
Unsere Übersicht zeigt die aktuell größten Herausforderungen für Lehrkräfte:
Verhaltensauffälligkeiten von Schüler:innen als größtes Problem an Schulen
Das Verhalten der Schülerinnen und Schüler wird von den Lehrkräften mit 34 Prozent am häufigsten als aktuell größte Herausforderung genannt. Das ist ein deutlicher Anstieg zur Lehrkräftebefragung ein Jahr zuvor. Im April 2022 gaben 21 Prozent der Befragten an, dass das Verhalten der Schülerinnen und Schüler die größte Herausforderung sei. Damals stand nachvollziehbarerweise die Corona-Pandemie noch als größte Herausforderung mit 38 Prozent ganz oben.
Schon während der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. Dieses Problem hält auch nach der Pandemie weiter an. Deshalb wurden die Lehrkräfte genauer nach häufig auftretenden problematischen Verhaltensweisen befragt. Weit verbreitet sind demnach Konzentrationsprobleme, die von 81 Prozent der Lehrkräfte bei vielen ihrer Schülerinnen und Schüler beobachtet werden. Auch Motivationsprobleme (70 Prozent), körperliche Unruhe (56 Prozent) und Ängste (31 Prozent) sind weit verbreitet. Dabei sind die Verhaltensauffälligkeiten in den verschiedenen Schulformen unterschiedlich stark ausgeprägt. Von Konzentrations- und Motivationsproblemen sowie aggressivem Verhalten bei vielen ihrer Schülerinnen und Schüler berichten Lehrkräfte an Haupt-, Real- und Gesamtschulen häufiger. Grundschullehrkräfte sehen hingegen eine größere körperliche Unruhe bei den Kindern als Lehrkräfte anderer Schularten. Ängste sind bei den Schülerinnen und Schülern an Gymnasien, Haupt-, Real- und Gesamtschulen und an beruflichen Schulen am stärksten ausgeprägt. Und Schulabsentismus beobachten die Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen häufiger als an anderen Schulformen.
Trotz des milliardenschweren Aufholprogramms durch Bund und Länder lassen die Ergebnisse vermuten, dass viele Schulen Mühe haben dürften, den Bedürfnissen ihrer Schülerinnen und Schüler zu entsprechen – sowohl im Hinblick auf das Aufholen der Lernrückstände als auch auf die Förderung des psychosozialen Wohlbefindens. 71 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass ihre Schule trotz aller Bemühungen einigen Schülerinnen und Schülern nicht die Unterstützung beim Lernen bieten kann, die sie eigentlich benötigten. Etwas mehr als jede zweite Lehrkraft ist der Ansicht, dass sie den Sorgen und Ängsten der Kinder und Jugendlichen nicht genügend Raum geben könne.
Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten
Obwohl Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten in der Praxis als unterschiedlich gesehen werden, sie von zwei unterschiedlichen sonderpädagogischen Fachrichtungen behandelt werden und Psycholog:innen sie unterschiedlich klassifizieren, treten Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten in der Regel gemeinsam auf. So sind für ihre Entstehung und Aufrechterhaltung ähnliche Risikofaktoren verantwortlich, ziehen Lernprobleme oft Verhaltensschwierigkeiten nach sich - und umgekehrt.
Hilfe für Lehrkräfte
In einem gesunden psychischen Zustand können Schüler:innen produktiv lernen und ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen. Vor diesem Hintergrund sollte die Gesundheitsförderung noch stärker in den Fokus einer guten und erfolgreichen Bildungsstrategie rücken.
Zu diesem Thema haben wir einen weiteren Artikel auf unserer Webseite, der unter anderem Unterrichtsmaterial zur Aufklärung über psychische Gesundheit für Klassen enthält.
Mit Wut und Aggressionen umgehen
Die PTE hat beispielsweise ein Projekt in Kooperation mit Grundschule, Schulsozialarbeit und Jugendhilfe zum besseren Umgang mit Wut und Aggression durchgeführt. Zielgruppe waren Kinder mit ADHS und/oder Leistungsproblemen aus der dritten und vierten Klasse. Finanziert wurde das Projekt über die Jugendhilfe.
Wenn auch Sie Interesse an einem solchen Projekt haben, kontaktieren Sie unsere Mitarbeiter:innen.
Für Kinder, deren Verhaltensauffälligkeiten aufgrund stärkerer Lernschwierigkeiten wie Dyskalkulie, Dyslexie oder eine Aufmerksamkeitsproblematik entstehen, wird mehr Unterstützung benötigt. Hier reicht eine normale Beschulung nicht aus und meist kann nur mit Hilfe einer entsprechenden Lernförderung eine Besserung erzielt werden. Damit jedes Kind die gleiche Chance auf Bildung hat, hilft die Lerntherapie.